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Geschichte

Die Geschichte der Münster Apotheke in Düsseldorf-Derendorf

Die Münster-Apotheke, die älteste Derendorfer Apotheke, existiert nun schon seit 1893. In einer Zeit, in der die Pleitewelle bei Firmen erschreckende Ausmaße angenommen hat, ist dies eine beachtliche Zeit. Umso mehr, wenn sich ein Unternehmen seit seiner Gründung (fast) immer am selben Standort befunden hat und inzwischen in der 4.Generation von derselben Familie geführt wird.

Gegründet wurde die Münster-Apotheke allerdings nicht von einem "Munscheid", sondern von dem Apotheker Heinrich Wetter, der am 17.08.1893 die Konzession zur Errichtung einer Apotheke an der Kreuzung Ulmenstrasse/Münsterstrasse erhielt. Damals ging es am Münsterplatz noch beschaulicher zu als heute.

Um 1904 herum erhielt mein Urgroßvater, Emil Munscheid, die Konzession und kaufte der Witwe Wetter die Apotheke ab: "Nachdem der Kandidat der Pharmazie Julius Munscheid am 21. November 1921 die pharmazeutische Prüfung vor der Prüfungskommission in Rostock mit der Note - sehr gut - bestanden und die Bestimmungen über die Gehilfenjahre mit dem 30. November 1922 erfüllt hat, wird Ihm hiermit die Approbation als Apotheker für das Gebiet des deutschen Reiches erteilt." Der hier beschriebene Kandidat war mein Großvater, Dr. Julius Munscheid, der am 1. Januar 1928 die Konzession für die Münster-Apotheke erhielt, allerdings "nur für seine Person und mit dem ausdrücklichen Vorbehalt der Wiederentziehung der Konzession bei seinem dereinstigen Abgange." Von Großstadt war damals in Derendorf an manchen Straßenzügen noch nichts zu merken, es wirkte eher dörflich-beschaulich.

Schon kurz nach seiner Übernahme modernisierte mein Großvater das äußere Erscheinungsbild der Apotheke. Die Schaufenster wurden vergrößert, worin sich der Zeitgeist des aufstrebenden Derendorfs wiederspiegelte. Das waren noch Zeiten, als die Apotheke selbst samstags bis abends halb sieben Uhr geöffnet war. Weihnachtsfeiern und Bescherung am Heiligabend kannten mein Vater (Jahrgang 1927) und seine beiden Schwestern (1925 und 1936) nicht. Denn da war die Apotheke ebenfalls bis halb sieben geöffnet und mein Großvater anschließend zu müde. Beschert wurde am ersten Weihnachtsfeiertag.

Über die nationalsozialistische Ära und den Krieg wurde nie viel erzählt. Irgendwie war das "die schlechte Zeit", über deren Schrecken und Leid nicht gerne mit der nächsten Generation geredet wurde. Nach dem Tod meines Vaters habe ich jedoch Briefe und persönliche Familienaufzeichnungen gefunden, die diese Jahre (erschreckend) lebendig werden lassen. Da ist beispielsweise die Bitte meines Großvaters an einen Freund, für Ihn zwecks Aufnahme in die Partei zu bürgen. Ob er letztlich Mitglied geworden ist, weiß ich nicht. Eigentlich hat er den Nazis nach den wenigen Erzählungen in der Familie eher kritisch gegenüber gestanden. Außerdem fühlte er sich von der Gestapo jahrelang, selbst bis nach Stalingrad hin verfolgt, was er auf einen Vorfall in der Reichskristallnacht zurückführte, als er offenbar einen Nazi an Ausschreitungen zu hindern suchte. Zum anderen gibt es eine briefliche Warnung an meine Großeltern von Frühjahr 1933, sie möchten Ihren Sohn besser erziehen, sonst müsste er in ein staatliches Erziehungsheim. Was war geschehen? Mein Vater hatte Anfang der dreißiger Jahre die Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Nazionalsozialisten auf dem Münsterplatz mit dem gespannten Interesse eines sechsjährigen verfolgt. Und als der Ortsgruppenleiter eines Tages die Münster-Apotheke mit einem zackigen Hitlergruß betrat, brüllte mein Vater ebenso zackig mit geballter Faust "Heil Moskau". So hatte er es bei den Kommunisten eben gesehen. Es ging nochmal glimpflich aus — die erhaltene Tracht Prügel war so nachhaltig, dass mein Vater nie wieder in Versuchung kam, einen Ortsgruppenleiter zu ärgern.

Gleich in den ersten Kriegstagen wurde mein Großvater, der schon im ersten Weltkrieg mit dem 5. Ulanen Regiment in Russland gekämpft hatte, eingezogen und wieder in die russischen Weiten geschickt. Während seiner Abwesenheit wurde die Apotheke als lebenswichtiges Unternehmen von der Apothekerkammer verwaltet, während Einzelhandelsgeschäfte oft das bekannte Schild "Wegen Einberufung geschlossen" aushängen mussten. Meine Tante schreibt über das Jahr 1941: "Die ständigen Fliegerangriffe, die uns Nacht für Nacht in den Keller trieben und immer schwere Schäden zurückließen, dazu Vati im Osten, es waren keine leichten Monate. Im März '42 hatte Vati noch einmal Heimurlaub, und wir feierten die Konfirmation meines Bruders Gert. Nach diesem letzten Urlaub fiel uns der Abschied unsagbar schwer. Wie eine Ahnung lag all das furchtbare der kommenden Jahre an jenem dunklen, kalten Abend auf uns".

Es sollte das letzte Beisammensein für vier lange Jahre sein. "Von Vati im Raume Stalingrad kamen ab November '42 an ernste Nachrichten. Mit quälender Unruhe und bangem Herzen verfolgten wir die Zeitungs- und Radiomeldungen und wollten einfach die Hoffnung nicht aufgeben, dass durch die versprochene militärische Unterstützung auch unser Vati gerettet würde. Am 3. Februar wurde die grauenvolle Ahnung zur Gewissheit, die Festung Stalingrad war der russischen Übermacht erlegen. Was war mit unseren Vater?" Mitte Februar hielt meine Großmutter die offizielle Vermisstenmeldung in den Händen, für die Familie wie viele andere der Anfang eines jahrelangen Schwebezustandes zwischen Angst und Hoffnung: "Es wird mitgeteilt, dass seit dem Fall der Festung Stalingrad Ihr Gatte, Herr Hauptmann Dr. Munscheid, nicht zurückgekehrt ist und seit dieser Zeit vermisst wird."

Auch die Apotheke sollte im Krieg nicht verschont bleiben. "In der Nacht von 23. zum 24. April geschah auch bei uns das grauenvolle, das tausende von Menschen schon vor uns erlebt und tausende noch später erlebten. In wenigen Stunden sank unser ganzes Hab und Gut in Schutt und Asche. Alles, was unsere Eltern und Großeltern in jahrelanger, mühe- und liebevoller Arbeit aufgebaut hatten, war dieser irrsinnigen Zerstörung zum Opfer gefallen. Wie durch ein Wunder werden Mutti, Gert und Heidi gerettet, denn ringsherum in der Nachbarschaft mussten viele Menschen in jener Nacht unter den trümmern bleiben". Bei den schweren Luftangriffen im April 1944 wurde Derendorf besonders hart getroffen - die Münster-Apotheke brannte am 23./24. April bis auf die Grundmauern nieder. Es wurde sofort eine Baracke auf dem Münsterplatz erstellt, in der der Betrieb notdürftig weiterlief. Aber diese brannte bei der "nächsten Gelegenheit" im November ab.

Die wirtschaftliche Existenz meiner Familie war, wie die so vieler anderer, zerstört. Trotzdem hatte Sie mehr Glück als die meisten anderen. Alle hatten überlebt. Mein Vater wurde als Luftwaffenhelfer in Neuss stationiert, seine ältere Schwester wurde zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, und meine Großmutter siedelte mit der jüngsten Tochter zur Familie nach Remscheid über. 1945 musste mein damals 18-jähriger Vater noch an die Front und sprang über Polen mit dem Fallschirm ab. "Gert war inzwischen Soldat geworden, und wir erhielten nur spärliche Nachrichten von Ihm. Ende April '45 ruhten nach und nach an allen fronten die Waffen nach diesem unseeligen, verheerendem Krieg. Die nächsten Wochen waren voll Ungewissheit um Gert, von dem seit drei Monaten jede Nachricht fehlte und den wir zum Einsatz im Osten wussten." Meinen Vater rettete das Schicksal in Person seines Führungsoffiziers, der - auf Erden angekommen -, seine halbwüchsigen, unerfahrenen Soldaten sammelte und ihnen nur diesen einen Befehl gab: "Der Krieg ist verloren - ab nach Westen in die amerikanische Gefangenschaft!" Dorthin brachte er seinen Trupp auch, und schon am 23. Juli 1945 kehrte mein Vater aus der amerikanischen Gefangenschaft in seine zerbombte Heimatstadt zurück. Unmittelbar nach dem Krieg begann meine Familie den Kampf um den Wiederaufbau. Bereits am 24. Juli 1945 stellte meine Großmutter, Lotte Munscheid, als gerichtlich bestellte Abwesenheitspflegerin für meinen in Russland vermissten Großvater einen Antrag auf die Einrichtung einer neuen Apotheke als Ersatz für die Alte.

Im März 1946 erhielt die Familie endlich nach 3 1/2 Jahren zermürbender Ungewissheit und Sorge einen ersten Hinweis über das Schicksal meines Großvaters: "Verehrte Frau Munscheid, ich bin Ende vorigen Jahres aus der russischen Gefangenschaft entlassen worden. Es ist mir eine wundervolle Aufgabe gestellt worden. Ich habe in unserem Lazarett, in dem ich mich befand, im Oktober 1945 einen Oberstabsapotheker kennengelernt, welcher Stalingradkämpfer ist und in Düsseldorf am Münsterplatz die Münsterapotheke hatte. Von ihm soll ich Ihnen die herzlichsten Grüße ausrichten und sagen, dass es ihm noch recht gut geht." Und dann folgten im Juli plötzlich zwei Karten von Ihm selbst. "Liebste Lotte! Dies wird die erste Karte sein, die Du von mir aus der Kriegsgefangenschaft nach dreieinhalb Jahren erhälst. Ich wurde nicht verwundet. Ihr braucht euch meinetwegen keine Sorgen zu machen. Von dir und den Kindern habe ich seit November 1942 nichts mehr gehört. Von einem Augenzeugen hörte ich, das unser Haus völlig zerstört sei und er auf den trümmern einen Griffbagger bei der Arbeit gesehen habe. Ich warte daher sehnsüchtig auf eine Nachricht, wie es Dir und den Kindern geht. Gebt mir bitte genaue Auskunft, wie es euch allen geht, bitte keine falsche Schonung. Wenn möglich, will ich beim Neuaufbau der Münsterapotheke die Nachbargrundstücke Lührs und Berta Hennes dazukaufen und die Ecke praktischer Ausbauen. Mir soll es recht sein, wenn ihr schon anfangt. Ich hoffe, dass Ihr euren Optimismus genauso erhalten habt, der auch mich hochgehalten hat. Heidi zum Geburtstag meine allerherzlichsten Glückwünsche. Wie gerne wäre der Vater an diesem Tag wieder bei Euch. In tiefer Sehnsucht nach der Heimat und euch allen."

Er war ausgehungert und krank, er wusste nicht, wen er von seiner Familie noch lebend antreffen würde, sein Haus, seine Existenz und allen ringsherum in Trümmern -welche Kraft, angesichts einer solch hoffnungslosen Gegenwart von Optimismus zu sprechen und an die Zukunft zu denken! Am 19. September wurden alle Hoffnungen war: mein Vater erhielt aus der Bahnhof Apotheke gegenüber vom Düsseldorfer Hauptbahnhof einen Anruf - und eine halbe Stunde später lagen Vater und Sohn sich nach 4 Jahren in den Armen. Mein Großvater hat in seiner im Dezember 1946 verfassten Familienchronik seine Rückkehr so beschrieben: "Meine Familie lebte, das war bis dahin der schönste Augenblick meines Lebens!"

Gezeichnet von den Leiden der Gefangenschaft musste er mehrere Wochen im Marienhospital verbringen. Anfang 1947 fühlte er sich wieder so weit bei Kräften, dass er sich intensiv um den Neuanfang kümmerte. Zunächst galt es, Übergangsräumlichkeiten zu finden, bis das alte Haus wieder aufgebaut war. Diese fanden sich in der Eulerstrasse 6, nur ein paar Häuser entfernt. Doch der Krieg hatte seine Gesundheit körperlich wie seelisch schwer angeschlagen. Immer wieder musste er zur Erholung und Therapie in ein Sanatorium. Doch durch den unermüdlichen Einsatz aller Familienkräfte schritt der Neubeginn unaufhaltsam voran. Am 7. Dezember 1948 schreibt meine Großmutter an meinen Großvater, der sich zu der Zeit im Sanatorium befand: "Zum Wochenende war ich in Düsseldorf. Ich kann dir sagen, es wird sehr schön. Es will noch gar nicht in meinen Kopf, dass das nun wieder Münster-Apotheke heißt. Die Offizin sieht tadellos aus, die Schränke waren z.T. schon eingeräumt. Die Kinder (d.h. mein Vater Gert und seine Schwester Annemarie) und Oelschläger (ein langjähriger, treuer Mitarbeiter) sind mit Eifer und Freude am Werk. Das Trio hofft, in den nächsten Tagen, spätestens Anfang der Woche zu eröffnen. Es kommen auch jetzt schon immer wieder Kunden und vor allem alte herein. Jeder begrüßt uns freudig, und es war auch schon etwas in der Kasse. Am Samstag hatte Oelschläger das erste Rezept - er hatte Pillen angefertigt - er war ganz stolz trotz des Kurmels. "Vati, ist das nicht fein; freust Du Dich nicht mit? Du siehst, dass Du in aller Ruhe jetzt Deiner Gesundheit leben kannst und musst. Du hast das Werk vorbereitet, nun kann es mal eine Zeit die Jugend allein machen. Dass jeder bemüht ist, in deinem Sinne und nach deiner Zufriedenheit zu arbeiten, das sag ich Dir noch einmal."

Und meine Tante schreibt zur gleichen Zeit: "Nun scheint's, als ob wir endlich wieder den aufsteigenden Ast erreicht hätten. Der Aufbau in der Eulerstrasse macht sichtbare Fortschritte, und wir hoffen zum Winter die Apotheke eröffnen zu können; was das Leben von unserer Familie, von Mutti und Vati, von Gert, Heidi und mir noch verlangt, weiß keiner von uns. Nur eines ist uns allen klar, dass wir zusammenhalten müssen auf Gedeih und Verderb und dass uns dazu Kraft und Gesundheit geschenkt werden mögen, darum bitten wir aus tiefstem Herzen."

Alle Mühen und Entbehrungen hatten sich gelohnt: Am 1. Januar 1949 wurde die Münster-Apotheke in der Eulerstrasse 6 wiedereröffnet! In dem äußerlich kaum veränderten Ladenlokal von damals befindet sich heute noch die Schusterei Wartenberg. Am 8. Januar 1949 schreibt der Amtsapotheker Dr. Pillat folgendes: "Den Aufbau der Apotheke hat Herr Dr. Munscheid mit seinem Sohn zu 50% durch körperliche eigene Kraft durchgeführt. Die Offizin, sowie die Nebenräume entsprechen den Anforderungen einer modernen Großstadtapotheke. Die übersichtliche Anordnung, Ordnung und Sauberkeit darf besonders hervorgehoben werden."

Der Traum meiner Familie aber war und blieb die Rückkehr an die Münsterstrasse. Die Rückverlegung sollte jedoch noch 12 lange Jahre in Anspruch nehmen. Vorausschauende Stadtplaner wünschten sich breitere Strassen, und somit mussten neue Fluchtlinien für das Grundstück festgelegt werden. Dieser Prozess zog sich endlos lange hin. Die schwierige Finanzierung des Wiederaufbaus erforderten Optimismus, Ausdauer und Geduld. Fast hätte mein Großvater aufgegeben. Zwei Weltkriege, das Trauma in Stalingrad, die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre, sein Alter von inzwischen 60 Jahren und nicht zuletzt die jahrelangen Auseinandersetzungen mit dem Amtsschimmel hatten Ihn zermürbt. "Mein Wunsch, zum 60-jährigen Bestehen der Münster-Apotheke wieder an alter Stelle zu sein, erfüllt sich nicht."

Aber mein Vater gab nicht auf. Er drohte, die Münster-Apotheke zu verlassen, sollte sie am ungünstigen Standort in der Eulerstrasse bleiben, wo er dort keine dauerhafte Grundlage für eine wirtschaftliche Zukunft sah. Und so nahmen die Planungen ab 1956 konkrete Formen an, und im April 1959 begannen endlich die Arbeiten zum Wiederaufbau des Hauses an der Ulmenstrasse 1. Wie viel Tatkraft, Mut und Zuversicht verlangte dieser Aufbau meiner Familie ab.... Die Hölle von Stalingrad hatte meinen Großvater für den Rest seines Lebens geprägt: zwei Mal wollte er sich das Leben nehmen. Zu allen übrigen Belastungen der Nachkriegsjahre musste die Familie dies aushalten und vertuschen. Wäre es bekannt geworden, wäre meinem Großvater die Konzession entzogen worden, und damit die Wirtschaftliche Basis der Familie erneut zerstört gewesen. Und dann kam - letztlich als Folge der amerikanischen Besatzung - im Juni 1958 die Niederlassungsfreiheit, wodurch die konkurrenzlose Alleinstellung der Münster-Apotheke im Viertel wegfiel. Bis dahin hatte es in Derendorf weit und breit nur die Münster-Apotheke gegeben. Damals durfte ein Apotheker nicht einfach eine Apotheke aufmachen, sondern er benötigte eine staatliche Erlaubnis für die Errichtung einer Apotheke. Eine solche Konzession war an den Inhaber gebunden und wurde nach dessen Tod neu vergeben. Vor der Vergabe einer Konzession zur Neugründung einer Apotheke wurden die Konzessionsinhaber bereits bestehender Apotheken um Ihre Stellungnahme gebeten. So frug das Gesundheitsamt im Dezember 1953 bei meinem Großvater an: "Zur Verbesserung der Arzneiversorgung der durch die Neubautätigkeit in letzter Zeit stark angewachsene Bevölkerung in der Umgebung der Franziskuskirche in Düsseldorf-Mörsenbroich ist die Errichtung einer Apothekenneukonzession im Schnittpunkt Brehmstrasse und Heinrichstrasse in Aussicht genommen worden. Ich bitte um Ihre schriftliche Stellungnahme!"

Diese Zeiten waren vorbei. Nun durfte an jeder Ecke eine Konkurrenzapotheke eröffnet werden! Wie würden sich die Erträge der Münster-Apotheke entwickeln, würden Sie dauerhaft die Rückzahlung der Aufbaukredite und den Lebensunterhalt meiner Großeltern gewährleisten?

Doch allen Widrigkeiten, Ängsten und Nöten zum Trotz - 1960 hatte es meine Familie geschafft! Im August 1960, fand endlich der lang ersehnte Umzug - und am 5.September 1960 die Wiedereröffnung der Münster-Apotheke in der Ulmenstrasse 1 / Ecke Münstertrasse statt (nachzulesen im Derendorfer Boten Ausgabe Nr.11 von 1960). Wenige Tage später, am 24. September 1960 bin ich zur Welt gekommen. Gut vier Jahre leitete mein Großvater noch die Apotheke in den neuen Räumlichkeiten, dann übergab er sie am 01.01.1965 an meinen Vater, Dr. Gert Munscheid. Zur Erteilung der Betriebserlaubnis musste neben einem polizeilichen Führungszeugnis auch die Apothekerkammer eine Stellungnahme zur Person meines Vaters abgeben. Diese schilderte ihn als fachlich einwandfreien Kollegen, der "durchaus in der Lage sein dürfte, eine Apotheke selbstständig zu führen."

36 Jahre lang leitete mein Vater die Münster-Apotheke mit großem persönlichen Einsatz und hoher beruflicher Ethik. Ebenso wie meinem Großvater lag auch ihm die Weitergabe seines Wissens und seiner Werte an den Nachwuchs am Herzen, sodass in der Münster-Apotheke als staatlich anerkannte Lehrapotheke jahrzehntelang ständig junge Apotheker/innen ausgebildet wurden. Gleichzeitig betätigte sich mein Vater ehrenamtlich in den Prüfungskommissionen der Apothekerkammer. Bis heute bin ich dankbar für sein Vorbild, das ich in vielen Gesprächen und bei der gemeinsamen Arbeit in unserer Apotheke erleben durfte. Mein Vater war Apotheker mit Leib und Seele, er hat seine Berufung zu seinem Beruf gemacht. Anfang 2001 übergab er die Leitung der Münster-Apotheke in meine Verantwortung. Mit dem Umbau haben mein Team und ich den Grundstein für die Verknüpfung von Moderne und Tradition geschaffen, der es uns ermöglicht, unsere Beratungskompetenz durch den universellen Einsatz modernster EDV-Technologie nochmals zu verbessern und uns den Herausforderungen der Umwälzungen im Gesundheitswesen zu stellen.

Trotz aller Anforderungen haben wir die jahrzehntelange Ausbildungstradition in der Münster-Apotheke fortgesetzt; in den letzten drei Jahren konnten fünf Schülerpraktikanntinnen den abwechslungsreichen Alltag in einem modernen, lebhaften Apothekenbetrieb kennenlernen, zwei PTA-Praktikanntinnen haben bei uns ihre sechsmonatige Ausbildung erfolgreich absolviert und unsere PKA-Auszubildende hat ihre Prüfung auch bestanden.

Jede Generation Munscheid hat ihre Schaffenskraft eingebracht, hat Arbeit und Geld investiert, die Apotheke nicht nur zu führen sondern zu verbessern, zu stärken und zu modernisieren. Die Münster-Apotheke ist mehr als ein bloßes Wirtschaftsunternehmen, sie ist Teil der Geschichte und des Lebens der Munscheid's, einer Derendorfer Familie in der nunmehr 4. Generation. Ich sehe mit Liebe, Bewunderung und Stolz auf die enormen Leistungen meiner Familie und setze meine Kraft, meine Begeisterung und meinen Ehrgeiz darein, es ebenso gut zu machen wie die Generationen vor mir.